das leben, eine eingebung...
Menschsein heute
„Haben Sie eine Kundenkarte?“ Ich schaue die Person hinter dem Verkaufstisch an, die mir diese Frage stellt. Ich habe Wanderschuhe gekauft, Größe 45, aus braunem Leder. Die Verkäuferin ist etwa 30 Jahre alt. Sie trägt das Lächeln des letzten Verkaufsseminars, eines dieser Lächeln, die keine Falten aus Sonnenstrahlen geben. Ihre Arme ragen aus einer gebügelten weißen Bluse. Keine Tätowierung.
„Haben Sie die Kundenkarte?“ Nun habe ich zwei Spuren. Entweder sage ich ja und tue so, als würde ich in meiner Handtasche suchen, oder ich sage nein und füge hinzu, dass ich nur ungern Plastikkarten mit mir trage.
Ich schaue sie an. Dort in ihren Augen öffnet sich ein funkelnder Raum. Da höre ich mich sagen: „Vielleicht.“
Jetzt verändert sich der Blick der jungen Frau. Die Tür zu neuen Möglichkeiten hat sich geöffnet. Dort spiegeln ihre Augen die Farben eines Olivenbaums auf den Hügeln der Toskana in der Abenddämmerung. „Vielleicht?“, fragt sie trotzdem, “haben Sie sie vergessen?“
Oh ja, wie sie hatte ich es vergessen. „Oh ja, ich habe es vergessen. Ich habe die goldenen Funken in den Olivenbäumen auf den Hügeln der Toskana in der Abenddämmerung vergessen.“
Sie mustert mich. Ganz tief in ihrer Brust weiß sie. Entweder nimmt sie die Farben auf und riskiert sonnige Falten, oder sie denkt an ihren Bonus am Ende der Saison und zieht ihr Herz zusammen.
Sie zögert. Sie atmet aus. Atmet ein. Zwei, drei Mal.
Ich lächle sie nicht an.
Es ist ihre Wahl.
„Wählen Sie!“
Robbenfell
Bei Ebbe
werde ich immer langsamer
an der gleichen Abzweigung,
um auf die Sandbänke hinauszuschauen
Bist du da, Robbe? wartest du auf mich?
Wirst du mich an meine früheste Geschichte erinnern?
Ich halte meinen Atem an
Robbenfell, Seelenfell
Tauchen, um zu träumen
Träumen, um aufzusteigen
ich, du, wir
Ich lasse meine Sehnsucht los
heute entzaubere ich dieses Wir
das du mit deinen Bewegungen ziseliert hast
entzaubern, entnüchtern
Hàttest du den Korken knallen lassen
um die Wolken aufzulösen
unter jenem Sternenhimmel
entzaubern, entnüchtern
Doch du hast die Schere genommen
und die Blütenblätter meiner Nacht abgeschnitten
mit unschuldiger Genauigkeit
hast seine Melodie gekappt
Für immer und für nie wieder
ich löse es auf, ich lasse es los dieses Wir,
eingeschlossen
unter verwelkendem Laub.
Ich bin nicht dein Bonsai
Ich zerfalle, ich zerfalle
Ich bin ein Wirbelwind aus goldenen Bienen
der in der Blumenwiese badet.
Ich bin ein rauer Baumstamm
Ich bin geschundene Musik
und abgrundtiefe Traurigkeit.
Champagner!
laut sprechen
Weit in der Ferne
verschmilzt der Horizont mit dem Meer.
Hier ist der Kopf auf der Höhe
des Himmels.
Allein
die Wildgänse im Anflug
wagen es,
laut zu sprechen.
Danke
Ich danke meinen Mitmenschen
dass sie mir diese Szenen
im großen Welttheater
schenken.
nichts ist genau
Oh, wie befreiend ist es
im Ungefähr-lichen zu leben.
Tanz zwischen 27,4 und 29,5 Tagen
Ich verneige mich
vor der Unbeständigkeit
lasse mich
von den Wellen des Lebens schaukeln
Ich folge der Natur
und tanze in den Rhythmen
des Mondes.
Dieses Mysterium
kann mir
nicht geraubt werden.
© irène elder z
eine auswahl von meinen artikeln zu lebensfragen und porträts
Sterben ist die letzte grosse Reise - und ein Abenteuer | zur Lektüre
Gute Geister | Ein Artikel über den Aufschwung von innen in Krisenzeiten | zur Lektüre
Der Meister des Lichts | Porträt des Künstlers Victor Ruzo, ein Jahr vor seinem Tod | zur Lektüre
Der mit den Bienen heilt | Porträt von Jonas Zenhäusern, Imker und Kenner der Apitherapie | zur Lektüre
Konstruktive Wut | Porträt von Nicole Niquille, die im Rollstuhl eine Auberge in den Bergen führt | zur Lektüre
"Ich leide, also bin ich" | Ein Artikel über die Opferhaltung mit einer Anleitung zum Glücklichsein | zur Lektüre
Er übersetzt die Rhythmen des Kosmos in Zeit | Porträt des Genies Ludwig Oechslin | zur Lektüre
Ein Mann wie Stein | Porträt des Bildhauers Ewald Brigger | zur Lektüre
presseartikel über mein wirken
Die Kraft des Lebens | schamanische Rituale heute - April 2012 | zur Lektüre
das leben, ein eingebung...
Menschsein heute
„Haben Sie eine Kundenkarte?“ Ich schaue die Person hinter dem Verkaufstisch an, die mir diese Frage stellt. Ich habe Wanderschuhe gekauft, Größe 45, aus braunem Leder. Die Verkäuferin ist etwa 30 Jahre alt. Sie trägt das Lächeln des letzten Verkaufsseminars, eines dieser Lächeln, die keine Falten aus Sonnenstrahlen geben. Ihre Arme ragen aus einer gebügelten weißen Bluse. Keine Tätowierung.
„Haben Sie die Kundenkarte?“ Nun habe ich zwei Spuren. Entweder sage ich ja und tue so, als würde ich in meiner Handtasche suchen, oder ich sage nein und füge hinzu, dass ich nur ungern Plastikkarten mit mir trage.
Ich schaue sie an. Dort in ihren Augen öffnet sich ein funkelnder Raum. Da höre ich mich sagen: „Vielleicht“.
Jetzt verändert sich der Blick der jungen Frau. Die Tür zu neuen Möglichkeiten hat sich geöffnet. Dort spiegeln ihre Augen die Farben eines Olivenbaums auf den Hügeln der Toskana in der Abenddämmerung. „Vielleicht?“, fragt sie trotzdem, “haben Sie sie vergessen?“
Oh ja, wie sie hatte ich es vergessen. „Oh ja, ich habe es vergessen. Ich habe die goldenen Funken in den Olivenbäumen auf den Hügeln der Toskana in der Abenddämmerung vergessen.“
Sie mustert mich. Ganz tief in ihrer Brust weiß sie. Entweder nimmt sie die Farben auf und riskiert sonnige Falten, oder sie denkt an ihren Bonus am Ende der Saison und zieht ihr Herz zusammen.
Sie zögert. Sie atmet aus. Atmet ein. Zwei, drei Mal.
Ich lächle sie nicht an.
Es ist ihre Wahl.
„Wählen Sie!“
Robbenfell
Bei Ebbe
werde ich immer langsamer
an der gleichen Abzweigung,
um auf die Sandbänke hinauszuschauen
Bist du da, Robbe? wartest du auf mich?
Wirst du mich an meine früheste Geschichte erinnern?
Ich halte meinen Atem an
Robbenfell, Seelenfell
Tauchen, um zu träumen
Träumen, um aufzusteigen
ich, du, wir
Ich lasse meine Sehnsucht los
heute entzaubere ich dieses Wir
das du mit deinen Bewegungen ziseliert hast
entzaubern, entnüchtern
Hàttest du den Korken knallen lassen
um die Wolken aufzulösen
unter jenem Sternenhimmel
entzaubern, entnüchtern
Doch du hast die Schere genommen
und die Blütenblätter meiner Nacht abgeschnitten
mit unschuldiger Genauigkeit
hast du seine Melodie gekappt
Für immer und für nie wieder
ich löse es auf, ich lasse es los dieses Wir,
eingeschlossen
unter verwelkendem Laub.
Ich bin nicht dein Bonsai
Ich zerfalle, ich zerfalle
Ich bin ein Wirbelwind aus goldenen Bienen
der in der Blumenwiese badet.
Ich bin ein rauer Baumstamm
Ich bin geschundene Musik
und abgrundtiefe Traurigkeit.
Champagner!
laut sprechen
Weit in der Ferne
verschmilzt der Horizont mit dem Meer.
Hier ist der Kopf auf der Höhe
des Himmels.
Allein
die Wildgänse im Anflug
wagen es,
laut zu sprechen.
Danke
Ich danke meinen Mitmenschen
dass sie mir diese Szenen
im großen Welttheater
schenken.
nichts ist genau
Oh, wie befreiend ist es
im Ungenauen und
Ungefähr-lichen zu leben.
Tanz zwischen 27,4 und 29,5 Tagen
Ich verneige mich
vor der Unbeständigkeit
lasse mich
von den Wellen des Lebens schaukeln
Ich folge der Natur
und tanze in den Rhythmen
des Mondes.
Dieses Mysterium
kann mir
nicht geraubt werden.
© irène elder z.
eine auswahl von meinen artikeln zu lebensfragen und porträts
Der Tod im Angesicht des Lebens: worauf warten wir noch? | zur Lektüre
Gute Geister | Ein Artikel über den Aufschwung von innen in Krisenzeiten | zur Lektüre
Der Meister des Lichts | Porträt des Künstlers Victor Ruzo, ein Jahr vor seinem Tod | zur Lektüre
Der mit den Bienen heilt | Porträt von Jonas Zenhäusern, Imker und Kenner der Apitherapie | zur Lektüre
Konstruktive Wut | Porträt von Nicole Niquille, die im Rollstuhl eine Auberge in den Bergen führt | zur Lektüre
"Ich leide, also bin ich" | Ein Artikel über die Opferhaltung mit einer Anleitung zum Glücklichsein | zur Lektüre
Er übersetzt die Rhythmen des Kosmos in Zeit | Porträt des Genies Ludwig Oechslin | zur Lektüre
Ein Mann wie Stein | Porträt des Bildhauers Ewald Brigger | zur Lektüre
presseartikel über mein wirken
Die Kraft des Lebens | schamanische Rituale heute - April 2012 | zur Lektüre